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Zu den Geschichten

Diese große, bunte, offene, tolerante Stadt

Anonym

Als Kind kam ich oft nach Hamburg zu Besuch, da mein Opa hier wohnte. Direkt am Fischmarkt, in den gelben Häusern mit der Kirche nebenan, die wir liebevoll Opa-Benno-Kirche nannten. Ich mochte es dort sehr gern. Jeden Sonntag liefen wir runter zum Fischmarkt, um die Tiere (Kaninchen und Meerschweinchen) zu sehen. Leider bekamen wir keins von der Mutter geschenkt. Der Transport nach Griechenland, wo wir lebten, wäre auch etwas schwierig. Der Traum, mal hierherzuziehen, war schon früh da. Ich mochte diese große, bunte, offene, tolerante Stadt. Hamburg war meine zweite Heimat. Als ich mit 26 eine Interrail-Reise machte und erkrankte, fuhr ich ungeplant zu meinem Bruder, der damals schon in Hamburg lebte. Als ich die Türme von Hamburg sah, den Michel, dann fing ich, krank wie ich war, zu weinen an. “Ich bin zu Hause”, dachte ich nur. Zwei Jahre später wagte ich den Umzug. Meine erste “Hood” waren Barmbek/Friedrichsberg. Ich habe es dort so sehr gemocht. Die Kanäle, die roten Backsteinhäuser, die Nähe zur Alster und zum Zentrum. Alles schön grün, viele Parks, wo man im Sommer lange sitzen könnte. Ich wäre gerne für immer dortgeblieben. Doch wenn man Familie gründen möchte und ein Eigenheim kaufen möchte, muss man Geld haben – oder rausziehen. Fischbek wurde unsere neue Heimat. So kurz vor Niedersachsen, aber immer noch Hamburg. Ich vermisse manchmal die Kanäle, das Zentrum, dass man schnell von A nach B kommt. Den Wusel der Großstadt. Mit zwei kleinen Kindern genieße ich jedoch sehr die Ruhe am Rande der Stadt und die Nähe zur Heide. Und hier habe ich meinen Traum verwirklicht. Als Kind wünschte ich mir ein “deutsches” Haus, ein Haus also mit Spitzdach, gerne mit Garten und Wald nebenan. Und genau das habe ich jetzt, zwar kleiner als im Traum, aber groß genug für meine Familie und mich, mit einer tollen Kita und einem guten Job in der Nähe. Ich möchte gerne für immer hierbleiben. Ob das möglich sein wird, entscheiden jedoch die nächsten Wahlen. Meiner Familie sieht man den Migrationshintergrund an, meine Tochter ist dazu noch behindert. Ich habe bis jetzt viel Liebe und Unterstützung erfahren. Ich führe hier ein gutes Leben, ich kann sogar in meinem Traumjob arbeiten. Ich hoffe sehr, dass wir das nicht aufgeben müssen.