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Ein kleines Taschengeld

Susanne, 80 Jahre, Langenhorn

Ein Hinweis vorab: Die folgende Geschichte thematisiert schwierige Inhalte wie z.B. Suizid und Alkoholmissbrauch, die belastend sein können. Bitte sei achtsam beim Lesen und nimm dir bei Bedarf eine Pause.

Meine Eltern, mein Bruder und ich wohnten in der Rehhoffstraße. Vom Wohnzimmer aus konnte man die Aussichtsplattform vom Michel sehen. Im Jahr 1952/53 stand ich am Fenster des Wohnzimmers und sah, wie jemand von der Aussichtsplattform sprang. Am nächsten Morgen, als wir zur Schule am Holstenwall gingen, durften wir nicht über den Michelplatz gehen. Das war ein Erlebnis, was ich nie vergessen habe. Kennen Sie die Feuerwache an der Admiralitätsstraße? Daneben war früher das Arbeitsamt für Schauerleute. Jeden Tag standen die Männer dort und haben auf Arbeit gewartet. Es wurden Schiffe und Ladung aufgerufen und welcher Schuppen, dann haben sich die Männer gemeldet und wurden ausgesucht. Wenn sie genommen wurden, gingen sie schnell zum Baumwall, wo die Barkassen schon gewartet haben, um sie zu den Schuppen zu bringen. Freitags war es am Baumwall auch interessant, dann standen die Frauen der Schauermänner an der Brücke und haben auf ihre Männer gewartet, um die Lohntüten in Empfang zu nehmen, sonst wurde alles Geld versoffen, “sie bekamen ein kleines Taschengeld”. Das waren nur kleine Erlebnisse, es gibt noch einige zu erzählen! Noch eins. Es gibt nichts Schöneres, als aus dem Urlaub zu kommen, über die Elbbrücken zu fahren und die Türme der Hamburger Kirchen zu sehen, besonders unseren Michel!! Mit freundlichen Grüßen, Susanne, Jahrgang 1944