Hamburg - Große Freiheit
Sabine, 60 Jahre, Bahrenfeld

Mein Hamburg lag hinter dem Eisernen Vorhang. Diesen spürte ich, Jg. 1964, wenn ich als Abiturientin im Regionalzug nach Boizenburg/Elbe tuckelte, stets unterschwellig besorgt, von der Grenzpolizei der Republikflucht bezichtigt zu werden. Am 11.11.1989 fuhr ich endlich und ohne Angst in meine Sehnsuchtsstadt. Der Zug war völlig überfüllt. Eine Reise im Rausch aus Freiheit, Freude, Verbundenheit. Diese gehören seither für mich zu Hamburg, der Stadt, die ich oft besuche, in der ich lange lebte, wo Demokratie auf besondere Weise gestaltet wird. An jenem 11. November ertrank ich in Licht und Reklame, sah erstmals Menschen ohne Obdach vor Kaufhäusern liegen, erlebte ein Weihnachtsmarktmärchen, bekam vor Barlachs Relief am Rathausmarkt eine Sonderausgabe der ZEIT geschenkt, entdeckte das Klecks Theater und den Michel. Trotzdem empfand ich mich am Montag als Kulturbanausin. Im Kollegium schwärmte man laut und begeistert vom DOM, den ich noch für Hamburgs spektakulärste Kirche hielt.
Anmerkung MeinHamburg-Redaktionsteam:
Im Text gibt es einen Begriff, den vielleicht nicht alle kennen. Deshalb haben wir ihn hier erklärt.
DOM – so heißt der große Jahrmarkt auf dem Heiligengeistfeld in Hamburg